Im Porträt SPD-Politikerin Ulrike Hiller über ihr Buch "Politik ist weiblich"

Autorin

Ulrike Hiller engagierte sich im Ausbildungspersonalrat, als Klassensprecherin und im Asta der Hochschule Bremen bevor sie später für die SPD in der Bremischen Bürgerschaft saß. "Ich war die Opposition zu meinem liberal-konservativen Elternhaus", sagt sie über ihre Kindheit. Zuletzt war sie Bremens Bevollmächtigte beim Bund, bevor sie sich 2019 aus der Politik zurückzog. In ihrem Buch "Politik ist weiblich" schreibt sie über die Machtzentren Berlin, Brüssel und Bremen.

Porträt von Ulrike Hiller
Heute ist Ulrike Hiller vor allem in grün-weißer Sache unterwegs: Als stellvertretende Aufsichtsrätin von Werder Bremen. Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam
Porträt von Ulrike Hiller

Gesprächszeit Ulrike Hiller über Politik in den Machtzentren Berlin und Brüssel

Ulrike Hiller war Staatsrätin und Bremens Bevollmächtigte beim Bund, bevor sie sich aus der Politik zurückzog. In ihrem Buch "Politik ist weiblich" blickt sie zurück.

Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Geplant war das alles so nicht. Ulrike Hiller sitzt vor dem Mikrofon, sie ist ein wenig aufgeregt, strahlt aber gleichzeitig. Noch spielt die Musik, gleich werden die Mikrofon-Regler hochgezogen. Thema das Gesprächs? Wie wenig planbar ein Leben in der Politik ist. Ulrike Hillers Weg ist ein gutes Beispiel dafür.

Ein Studium war nicht vorgesehen

Die politische Karriere der bald 59-Jährigen umfasst mehr als 20 Jahre. Dass sie dabei auch als Bevollmächtigte im Ministerinnen-Rang für Bremen in Berlin und Brüssel aktiv werden würde, war eigentlich undenkbar. Denn in die Wiege gelegt war etwas anderes. Aufgewachsen in einer Familie mit einem Einzelhandels-Geschäft in einer niedersächsischen Kleinstadt, hatten die Eltern für ihre Ulrike ein eher beschauliches Leben vorgesehen: kein Abitur, kein Studium, dafür eine Ausbildung zur Erzieherin. Das war der Plan.

Mich hat die Welt so interessiert!

Ulrike Hiller über ihr jugendliches Selbst

Doch eines Abends klopfte Ulrikes damalige Chefin bei den Eltern an: Das Mädchen solle doch mehr aus sich machen dürfen! Die Eltern geben nach und seitdem macht Ulrike ausdrücklich, was sie will: "Mich hat die Welt so interessiert."

Links, grün - oder sozialdemokratisch?

Also geht es zunächst als Au-Pair-Mädchen nach Paris. Doch so verlockend die Stadt auch ist, die Liebe ist stärker und so zieht Ulrike Hiller mit ihrem damaligen Freund Andreas Bovenschulte nach Bremen. Beide sind jung, engagieren sich politisch, aber sie kann sich lange nicht entscheiden, in die SPD einzutreten: "Ich habe mich zunächst mehr an den Grünen und den Linken orientiert." 

So ist Politik. Nicht wirklich planbar.

Ulrike Hiller über ihren politischen Weg

Doch irgendwann wird ihr klar: Die soziale Gerechtigkeit ist ihr Thema. Und nachdem sie Sozialpädagogik und Jura studiert und als Frauenbeauftragte in Niedersachsen gearbeitet hat, ist auch klar: Nur das SPD-Parteibuch zu haben, reicht ihr nicht. Ulrike Hiller will sich einbringen und kandidiert für den Beirat im Stadtteil Bremen Mitte. Sie wird gewählt und nicht nur das: Wegen interner Querelen zweier führender Parteigenossen wird sie unverhofft Beiratssprecherin: "So ist Politik. Nicht wirklich planbar, da sehr viel von Zufälligkeiten und auch von Wahlergebnissen abhängt."

Mammut-Programm zwischen Bremen und Berlin 

Danach geht es dann in die Bremische Bürgerschaft und 2012 ernennt der damalige Bürgermeister Jens Böhrnsen sie kurzfristig zur Bevollmächtigen und Staatsrätin der Freien Hansestadt Bremen für Bundes- und Europaangelegenheiten und Entwicklungszusammenarbeit. Wieder so ein ungeplanter Karriereschritt: "Als die Anfrage kam, war ich gerade auf dem Weg zum ersten Klarinettenkonzert meiner jüngsten Tochter." 

Ulrike Hiller
Wie eine Art Außenministerin hat Hiller Bremen als Bevollmächtigte beim Bund vertreten. Bild: Radio Bremen | Hanna Möllers

Ulrike Hiller, die einstige Erzieherin aus der Kleinstadt, sagt zu und pendelt die nächsten mehr als sechs Jahre wöchentlich nach Berlin und ist sehr oft in Brüssel unterwegs. Ihre Hauptaufgaben sind, die Bundesrats-Sitzungen im Sinne von Bremen vorzubereiten, Allianzen zu schmieden, Verbündete zu finden und Bremen möglichst immer interessant und gut zu vertreten. Ein tägliches Mammut-Programm, das selten vor 22 Uhr abends endet.

Überraschender Rückzug

Doch 2019 ist plötzlich Schluss: Bei der Wahl der Bremischen Bürgerschaft holt die SPD ein denkbar schlechtes Ergebnis. Da soll Andreas Bovenschulte als neuer Bürgermeister einspringen. Zu der Zeit sind Hiller und Bovenschulte noch verheiratet und als seine damalige Ehefrau beschließt Hiller, ihrem Mann den Vortritt zu lassen. Dieses Mal, wie sie sagt. "Wir haben uns gegenseitig immer total unterstützt."

Es ist ein großes Privileg, mitentscheiden zu können.

Ulrike Hiller über ihre neue Aufgabe bei Werder Bremen

Neuanfang

Ein weiteres ungeplantes Ende, doch Ulrike Hiller nutzt es als Neuanfang. Sie schreibt ihr erstes Buch über die Erfahrungen, die sie als Frau in den Machtzentren von Bremen, Berlin und Brüssel gesammelt hat. Und sie sagt zu, als sich wieder eine unvorhergesehene Chance auftut: Sie wird stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende beim SV Werder Bremen: "Werder ist schon ein echtes Ereignis und es ist ein großes Privileg, mitentscheiden zu können." Mit anderen Worten: Ulrike Hiller wird immer noch nicht langweilig. Aber viel plant sie immer noch nicht vor. Denn wer weiß, welche Aufgabe sich als nächstes für sie auftun wird.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 18. April 2024, 18:05 Uhr

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